Syntax

Syntax

Satzbau

Die unmarkierte Wortordnung in einfachen Sätzen der DGS ist

Subjekt (AGENS) – indirektes Objekt (ZIEL) – direktes Objekt (THEMA) – Verb.

Zeitangaben (morgen, nächste Woche) stehen (als Diskurstopik) am Satzanfang. Ebenso treten Satzadverbien häufig am Satzanfang auf. Adverbien hingegen, die nicht nichtmanuell ausgedrückt werden können (vgl. Aspekt der Art und Weise), folgen als Extrasatz dem Verb. Attributive Adjektive folgen dem Nomen unmittelbar, prädikative Adjektive werden von dem Nomen in der Regel durch einen Determinativ getrennt. Die Kopula sein gibt es in DGS nicht. Ortsinformationen werden tendentiell an den Satzanfang (hinter die Zeitinformation) gestellt (Figur-Grund-Prinzip). Satzteile (mit Ausnahme von Verben) können topikalisiert (an den Satzanfang bewegt) werden. Satzteile, die sich nicht in ihrer unmarkierten Satzposition befinden, werden mimisch markiert.

Determinatoren (Artikel, Demonstrativpronomen, Quantoren, Relativpronomen) folgen dem Nomen. Possessivpronomen stehen zwischen dem Besitzer und dem Besitz. Ihre Funktion ist die Verortung von Referenten im Gebärdenraum (Zuweisung von Raumpunkten). Erfolgt die Zuweisung von Raumpunkten durch Kongruenzverben, so können Determinatoren immer dann getilgt werden, wenn sie keine weitere Funktion erfüllen (bspw. Anzeige von Besitz, Pluralisierung). Unbestimmte Artikel Gebärdensprache gibt es nicht.


Satzarten

Die Wortordnung in Frage- und Befehlssätzen unterscheidet sich nicht von der in Aussagesätzen. Bei Entscheidungsfragen wird der gesamte Satz nichtmanuell durch hoch gezogene Augenbrauen und leicht nach vorn geneigten Kopf markiert. Handelt es sich bei dem Subjekt um ein Personalpronomen, so wird dieses in der Regel am Satzende wiederholt (Subjektkopie). Für W-Fragen (auch: Konstituentenfragen, Ergänzungsfragen) stehen in DGS eine Reihe von W-Fragewörtern (bspw. wer, was, wo, wann, warum) zur Verfügung. W-Fragewörter stehen am Satzanfang oder am Satzende oder am Satzanfang und am Satzende. Der gesamte Fragesatz wird in unmarkierten Fällen durch zusammengezogene Augenbrauen markiert. Deutsche Wie-Fragen mit prädikativem Adjektiv (Wie lang ist Dein Haar?) werden nicht als W-Fragen, sondern als Entscheidungsfragen ausgedrückt. W-Fragen können unter bestimmten Umständen nichtmanuelle Markierungen wie Entscheidungsfragen verlangen, bspw. zum Ausdruck von Höflichkeit, bei rhetorischen Fragen oder bei Prüfungsfragen. Imperativsätze (Befehlssätze) werden durch erhöhte Ausführungsgeschwindigkeit markiert. In Abhängigkeit des Sprechakttyps (Bitte, Aufforderung, Befehl) tritt zur manuellen eine nichtmanuelle Markierung hinzu.


Satzverbindungen

Eine Vielzahl von satzverbindenden Konjunktionen wird in DGS nichtmanuell ausgedrückt, wie das konditionale wenn ... (dann), das komparative als (je ... desto), die temporalen als und während. Die nichtmanuellen Markierungen bedingen eine strenge Serialisierung.

Konditionalsätze: Antezedens (wenn-Satz) > Konsequenz (dann-Satz). Das Antezedens wird durch hochgezogenen Augenbrauen markiert, die Konsequenz durch ein Kopfnicken über dem Verb. Konditionalsätze im Irrealis erhalten eine zusätzliche Markierung durch Mundgestik/Mundmimik.

a) Komparationssätze: Vergleichsbasis > Vergleich

- Gleichheit wird durch die Gebärde genau-wie oder – bei Vergleich von Ausdehnungen im Raum (Höhe, Breite, Tiefe, Länge) – durch den Gebärdenraum ausgedrückt.

- Komparative und Superlative werden u.a. durch SASS-Klassifikatoren, durch den Gebärdenraum, durch Verbmarkierung für Aktionsart, durch die Gebärde SCHLAG (übertreffen) oder durch die Gebärden MEHR bzw. MEIST ausgedrückt.

- Elative sind die am häufigsten verwendeten Komparationsformen. Sie werden im Gegensatz zu den Gleichheitsaussagen, den Komparativen und Superlativen ohne Vergleichsbasis gebärdet und sind somit keine Satzverbindungen im eigentlichen Sinne.

b) Temporalsätze:

- Vorzeitigkeit/Nachzeitigkeit: Temporaler Adjunktsatz > (DAVOR/ DANACH) > Hauptsatz. Der temporale Adjunktsatz wird mit hoch gezogenen Augenbrauen wie topikalisierte Satzteile markiert. Die (optionalen) Konjunktionen DAVOR/DANACH können innerhalb oder außerhalb der Markierung liegen. Hieraus ergibt sich ein Unterschied in der Informationsstruktur des Satzes.

- Gleichzeitigkeit: Temporaler Adjunktsatz > Hauptsatz. Zwei gleichzeitig ablaufende Handlungen werden durch Körperhaltung markiert, der temporale Adjunktsatz mit einer leichten Neigung zu einer Seite, der Hauptsatz mit einer leichten Neigung zur entgegengesetzten Seite.

c) Relativsätze: Der Relativsatz folgt unmittelbar dem Referenznomen und wird mit einem Relativdeterminator angeschlossen. Relativsätze in DGS sind grundsätzlich restriktiv. In der Regel werden Nominalphrasen mit Relativanschlüssen topikalisiert.

d) dass-Sätze (Satzgefüge): Matrixsatz > Konstituentensatz (Gliedsatz). Der Matrixsatz wird durch eine kurze Pause von seinem Konstituentensatz getrennt. Hierbei wird keine Unterscheidung getroffen zwischen (deutschen) flektierten dass-Sätzen oder Infinitivsätzen (Ich glaube, dass ich ihn kenne. vs Ich glaube ihn zu kennen.). In DGS sind alle Verben in Sätzen und Satzverbindungen immer flektiert.


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